„Ich muss endlich irgendwo
anfangen!“, sagte sich Anna leise. „Ich muss mich
von diesen Lasten befreien!“
Während sie das sagte, stand sie vor
ihrem offenen Kleiderschrank. In ihrer Stimme lag nicht nur Sorge, sondern auch
Entschlossenheit. So konnte es nicht weitergehen. Es war längst an der Zeit,
einen Schritt zu machen. Alles, was sie bisher aufgeschoben hatte, war an einem
Punkt angekommen, an dem es sich nicht mehr ignorieren ließ. Anfangs hatte sie
es noch verdrängt, doch inzwischen störte es sie selbst.
„Das könnte ich irgendwann mal
brauchen… So ein Schnäppchen finde ich nicht noch mal“,
sagte sie sich oft beim Einkaufen. Oder: „Ich räum morgen auf, nach dem Film
vielleicht. Erst mal kurz ausruhen, dann mache ich das.“ Aber sie kam
einfach nicht in die Gänge. Für Ordnung und Struktur blieb kaum Zeit.
Anna hatte sich das Aufräumen so lange
aufgeschoben, dass sie völlig den Überblick verloren hatte. Ihre Wohnung war
inzwischen ein einziges Chaos! Überall lagen Dinge herum. Obwohl sie allein in
ihrer kleinen Wohnung lebte, hatte sie Sachen für mindestens drei Personen
angesammelt.
Alles hatte mit den Online-Shops
begonnen. Sie hatte Shopping schon immer gemocht, aber das Online-Shopping war
nochmal eine andere Dimension. Keine Einkaufszentren mehr, keine überfüllten
Läden – sie konnte überall und jederzeit shoppen. Für sie war alles, was sie
kaufte, ein „echter Bedarf“. Zumindest hatte es so angefangen. Anfangs
war sie froh, dass sie Nützliches schnell und bequem bekommen konnte, ohne
durch die Stadt zu hetzen. Sie hatte eine riesige Auswahl, konnte vergleichen
und sich bequem entscheiden – ob vom Sofa aus oder in der Mittagspause auf der
Arbeit. Was für ein Segen, dieses Online-Shopping! Es schien wirklich alles
einfacher zu machen.
Aber mit der Zeit wurde die „Notwendigkeit“
zur Ausrede. Sie kaufte so viel, dass sie sich selbst nichts mehr vormachen
konnte.
Ihr Kleiderschrank platzte aus allen
Nähten. Die Türen ließen sich kaum noch schließen, weil Kleidung aus den
Fächern quoll. Sie kaufte zusätzliche Kleiderbügel, zählte die Haken hinter der
Tür nicht einmal mehr. Im Schrank hing mindestens genauso viel Ungetragenes wie
Getragenes – bei vielen Teilen hing sogar noch das Etikett dran. Nicht nur der
Kleiderschrank, auch das Schuhregal war überfüllt. Farben, Formen, Modelle ohne
Ende. Selbst unter dem Bett lagerten Kartons voller Schuhe. Hätte sie alles auf
einen Haufen gelegt, hätte man damit ein ganzes Geschäft füllen können.
Je voller die Wohnung wurde, desto
schwieriger wurde es, Ordnung zu halten. Wenn sie ein Zimmer aufräumen wollte,
musste sie erstmal alles in ein anderes Zimmer schleppen. War das eine Zimmer
ordentlich, war das nächste verwüstet. Es war ein ewiger Kreislauf.
Sie hatte ihre Wohnung zu einem
Gefängnis gemacht. Sie war zur Gefangenen ihrer Dinge geworden. Sie lebte im
Grunde nur noch in den Lücken zwischen all den Sachen.
Und das Chaos blieb nicht in den
eigenen vier Wänden – es zog Kreise in ihr ganzes Leben. Es machte sie müde,
raubte ihr Kraft. In ihrer eigenen Wohnung konnte sie kaum noch atmen. Sie
fühlte sich erdrückt. „Ich kann das nicht mehr tragen!“, flüsterte sie. Sie sehnte sich nach Leichtigkeit. Aber wo sollte sie
anfangen?
Die Erfahrungsdesign Lehre sagt: „Alles, was duaufschiebst, wächst.“
Während sie über ihre Situation
grübelte, sah sie einen Beitrag im Fernsehen: Bilder aus dem Gazastreifen. Eine
Frau, die ihr ganzes Leben in einer einzigen Handtasche trug. In der einen Hand
die Tasche, in der anderen ihr Kind. Es war bitterkalt, sie trug nur einen
Pullover. Mit Plastiksandalen stapfte sie durch Schlamm und Wasser.
Diese Szene ging vielen unter die
Haut. Doch Anna traf sie auf eine andere Weise.
Sie sah die Frau – und dann sah sie
sich selbst. Ihre Wohnung war übervoll mit Dingen, die sie nicht brauchte. All
dieser Besitz war zur Last geworden. Und jetzt? Jetzt fühlte es sich wie eine
Scham an. Diese Dinge taten ihr weh.
Sie stand da, betrachtete ihre Sachen
– und dachte nach.
Sie brauchte einen Plan. Sie musste
ins Handeln kommen. Ihr Ziel: sich von allem zu befreien, was ihr nicht guttat.
Schritt für Schritt wollte sie beginnen.
„Heute nur die Pullover“, sagte sie.
Sie schrieb eine Liste. Die Pullover waren geschafft. Jetzt waren die Schuhe
dran.
Es würde Zeit brauchen, aber sie würde
es schaffen. Nach und nach würde sie Ordnung in ihr Leben bringen. Sie spülte
ihr Geschirr gleich, legte Dinge zurück an ihren Platz.
Sie fasste den Entschluss, keine
vermeintlichen „Schnäppchen“ mehr in Online-Shops zu jagen. Künftig würde sie
mit einer Liste gezielt in ein Geschäft gehen – und nur dann, wenn sie wirklich
etwas brauchte.
Der Platz, den sie schuf, würde sich
füllen – mit Ruhe, mit Klarheit.
Sie glaubte fest daran: In ihrem Leben
entstand Raum für das Wesentliche. Und endlich war da wieder Platz für das, was
sie wirklich tun wollte.
Die Erfahrungsdesign Lehre ist eine Wissenschaft der Realität, die mithilfe vergangener Erfahrungen die Zukunft gestaltet. Sie vermittelt Personen die erforderlichen Methoden, um ihre Probleme zu lösen und ihre Ziele zu erreichen.
Die Programme "Wer ist wer", "Master in Beziehungen" und "Erfolgspsychologie" bieten Strategien für Menschen, die glücklich und erfolgreich sein möchten.
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“Welche Bedeutung kann schon ‘eine’ Person unter Milliarden von Menschen haben?
Um die Antwort zu erfahren, frage diese ’eine’ Person!”
Yahya Hamurcu
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